Feste & Bräuche

Neujahr

Das Jahr begann mit dem sogenannten Neujahrswünschen. Die “jungen Burschen” Viermündens versammelten sich am Silvesterabend in den Gaststätten und feierten. Mit Beginn des neuen Jahres, kurz nach 24 Uhr, zogen sie dann gruppen- oder jahrgangsweise durch die Straßen des Dorfes und sangen vor jedem Haus:”Verflossen ist das alte Jahr”. Abwechselnd wünschte ein Sprecher aus der jeweilligen Gruppe den Bewohnern Viermündens mit folgendem Spruch ein glückliches neues Jahr:”Wir wünschen dem … ein glückseliges Jahr, nochmals seiner lieben Frau ein glückseliges Jahr, ebenfalls der Oma und dem Opa ein glückseliges neues Jahr, viel schöner als das alte war, und ich hätt´mich fast vermessen, die lieben Kinder zu vergessen, auch ihnen ein glückseliges neues Jahr viel schöner als das alte war, so viel Glück und Segen, wie Tropfen in dem Regen, so viel glückselige Stunden, wie sand am Meeresgrunden, frei von Leiden, frei von Streiten, frei von Widerwärtigkeiten, frei von Krankheit und Schmerzen, dies alles wünschen wir von ganzem Herzen, dazu ein Blümelein, das heisst: Vergiß nicht mein!” Der gesamte Chor wünschte anschließend ein dreimaliges “Prosit Neujahr!”´Zum Dank erhielten die jungen Männer in früheren Zeiten selbstgebackene Kreppeln und Eisenkuchen und später Geld.

1.Mai

In der Nacht zum 1.Mai, der sogenannten Walpurgisnacht, zogen die “Hexen” durch Viermünden. Sie trieben allerlei Schabernack, wie z.B. das Vertauschen von Gartentoren oder das Zumauern von Türen mit Ziegelsteinen. Alles, was transportabel war, wurde an den unterschiedlichsten stellen im Dorf oder uaf den Feldern verstreut oder versteckt. Beliebt war auch, “heimliche Libschaften” durch das streuen eines “Pfädchen” aus Sägemehl öffentlich kund zu tun.

Am 1. Maitag zogen die Schulkinder singend durch den Ort. Sie führten einen gebundenen Maikranz mit sich, der am Ende einer hölzernen Gabelstange befestigt war. In der Mitte des Maikranzes befand sich ein Spendenbeutel aus blauem Samt.

Vor jedem Haus hielt der Zug, und die Schüler sangen das Lied “Der Mai ist gekommen”. Nach der ersten Strophe veranstalteten die Jungen mit ihren Hummeln, Pfeifen und Schalmeien ein lautes Blas- und Pfeifkonzert als eindeutiges Zeichen für die Hausbewohner, das Maisingen der Schulkinder nun mit einem kleinen Geldbeitrag zu honorieren. Mit dem Erlös wurden die Schulausflüge finanziert.

Kirmes

Höhepunkt und Abschluss der erntezeit im Herbst bildete die Kirmes, die von den Kirmesburschen organisiert wurde. Am Samstag- und Sonntagabend wurde zu Musik und Tanz im Gasthaus geladen. Montags wurde dann der sog. Kehraus gefeiert.

Die Kirmes wurde nur in unregelmäßigen Abständen veranstaltet, z.T. wohl bedingt durch die jeweillige wirtschaftliche und politische Situation. 1949 – nach den entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegsjahren – wurde in Viermünden erstmals wieder eine Kirmes gefeiert. Eine besondere Attraktion des Festes war der Kirmeszug, ein Festumzug, bei dem auch das “Vermsche Messer” – Ausdruck und Symbol des Vermschen Charakters – von Kindern durch das Dorf getragen wurde.

Die Spinnstuben

Nach Abschluss der Herbstarbeiten auf dem Feld und mit Beginn der langen Winterabende kamen die Jugendlichen des Dorfes iden sogenannten Spinnstuben zusammen, an einem Ort sowohl der Arbeit als auch der Geselligkeit. Die Mädchen und jungen Frauen trafen sich jeden Abend von Montag bis Freitag, später nur noch einmal wöchentlich, abwechselnd in einem Elternhaus, um Leingarn und Wolle zu spinnen. Als Leinen, das früher zur Brautausstattung gehörte, zunehmend aber außer Mode kam, wurden Handarbeiten, vorwiegend Strick- und Häkelarbeiten, verrichtet. Zu späterer Stunde, zwischen 20.30 Uhr und 21.30 Uhr, stießen dann die jungen Männer dazu. Die Handarbeiten wurden zur Seite gelegt und das fröhliche Treiben begann. Man sang und tanzte, diskutierte, erzählte Geschichten oder vertrieb sich die Zeit mit Gesellschaftsspielen.

Autor: Martina Raskop