Schule

Den 1. Juli 1886 wurde die neue Schule eingeweiht. 1893 war ein recht trockenes Jahr, so daß die armen Bauern das Vieh zu Spottpreisen verkaufen mußten. Im Spätsommer trat Regen ein, so daß die Grummeternte gut war, desgleichen der Ertrag an Runkeln etc.

Lehrer

1. Lehrer Zinn hat segensreich in Gemeinde und Schule gewirkt. Großvater, Vater und Sohn haben fast 1 Jahrhundert die Schulstelle verwaltet. Der letzte Lehrer Zinn starb im Jahre 1873 und liegt auf dem hieß. Totenhofe begraben 18. Juni 1895

2. Lehrer Brunner (Eduard) von Gemünden hatte schon als Gehilfe bei Lehrer Zinn die Schule versehen. Er wurde von Viermünden nach Löhlbach versetzt.

3. Lehrer Schneider kam nach Lehrer Brunner und wurde 1880 wegen Trunkenheit nach Josbach versetzt.

4. Lehrer Lechleitner erhielt die Stelle vom 1. April 1880 ab. Derselbe gründete den jetzt noch bestehenden Gesangverein. Er wurde wegen Verführung eines Mädchens aus dem Dorf abgesetzt.

5. Lehrer Volze war Inhaber der Stelle während der 2 Monate Mai und Juni 1883.

6. Lehrer Carl Baltz, bisher Lehrer in Buchenberg, gebürtig aus Frankenberg, erhielt auf Präsentation des Landgrafen von Hessen vom 1. Juli 1883 ab die Stelle. Am 5. Oktober 1884 verheiratete sich Lehrer Baltz mit Marie Helene Bornscheuer aus Hospital Haina. Am 3. Juni 1888 feierte Lehrer Baltz mit seinem Gesangverein das erste Sängerfest.

Am 1. Januar 1889 gründete Lehrer Baltz einen Viehversicherungsverein. Am 16. April 1893 starb Lehrer Baltz sein liebes Töchterchen „Ännchen.“ Am 1. April 1897 wurde Lehrer Baltz Schiedsmann der Gemeinde Viermünden. Am 1. Mai 1900 beteiligte sich Lehrer Baltz mit der Schule an der Einweihung der neuen Eisenbahn. Vom 1. Juni 1906 ab erhielt Lehrer H. Mengel, bisher in Hommershausen, auf Präsentation des Landgrafen von Hessen die hiesige Stelle. Am 2. Mai 1916 wurde der Lehrer Mengel zum Heeresdienst einberufen. Nachdem der Schuldienst zunächst durch die Lehrer Liese (Schreufa) und Löwer (Orke) vertretungsweise versehen, wurde vom 1. Juli des Jahres Herr Bornscheuer mit Versehung desselben beauftragt. Als dieser am 1. November dann nach Altenlotheim versetzt wurde, trat an seine Stelle der Schulamtsbewerber Schäfer.

Am 15. November 1918 übernahm ich den Unterricht wieder. Vom 9. Dezember 1918 bis 8. Januar 1919 fiel der Unterricht aus, weil die Schulstube mit Militär belegt war.

Am 16. April 1923 feierte ich mein 25jähriges Dienstjubiläum. Ostern 1926 legte die Handarbeitslehrerin Luise Straube nach 51jähriger Tätigkeit im Alter von 72 Jahren ihr Amt nieder. Nach Ostern am 14. April übernahm Frau Armand den Handarbeitsunterricht.

Am 1. Juni 1931 feierte ich mein 25jähriges Ortsjubiläum.

Am 1. April 1942 legte Frau Armand ihr Amt nieder. Es war keine Nachfolgerin zu finden.

Am 11. Dezember 1944 übernahm der evakuierte Rektor Paul Johnen, z.Zt. wohnhaft in Frankenberg, vordem in Baesweiler, Bezirk Aachen, tätig, die Oberklasse. Diese besteht aus den 5 oberen Jahrgängen mit 43 Kindern, die Unterklasse umfaßt die Jahrgänge 1-3 und 53 Kinder. Diese Klasse verwaltet Lehrer Mengel. Zum 1. Mal ist damit die Volksschule Viermünden zweiklassig. Da das Dorf weiterhin starken Zuwachs von Evakuierten hat, so ist mit einem weiteren Ansteigen der Schülerzahl zu rechnen.

Ende Juni 1945 verließ Rektor Johnen Frankenberg, um wieder in seine Heimat zurückzukehren. Damit nahm auch seine Tätigkeit hier an der Volksschule ein Ende. Herbst 1946 übernahm Frau Leni Röhle den Handarbeitsunterricht. Er hatte vom 1. April 1942 bis dahin geruht, weil sich niemand dazu hergab.

Am 1. Oktober 1946 wurde die Schule wieder zweiklassig, da die Zahl der Schüler infolge der vielen Flüchtlinge aus den Ostgebieten auf 120 angestiegen war. Herr Lehrer Mengel unterrichtete die untern 4 Klassen mit 74 Kindern, während der Schulhelfer Gerhard Koch aus Frankenberg die oberen Klassen mit 46 Kindern übernahm.

Es war dies meine erste Lehrstelle, die ich bis zum 16. April 1947, wo ich nach Friedrichshausen versetzt wurde, inne hatte.

Am 19. April 1947 wurde ich, Lehrer Mengel, 70 Jahre alt. Am 16. April 1948 feierte ich mein 50jähriges Dienstjubiläum. Zahlreiche Glückwünsche von der Gemeinde, Kirche und Gesangverein gingen ein. Auch wurde ich reichlich beschenkt. Bei der Schulfeier waren Herr Schulrat Tilgner und Herr Schulamtvertreter Ruhland, Bürgermeister, meine Angehörigen und Verwandten zugegen. Die Kinder verschönten die Feier durch Gedichte und Gesang. Durch Reg. Verfügungen vom 31. Juli und 17. August 1948 bin ich ab 30. September 1948 in den Ruhestand versetzt (Alle über 65 Jahre wurden pensioniert).

Schulgebäude

Am 1. Juli 1886 wurde das jetzige Schulhaus eingeweiht. Dasselbe war früher Privateigenturm des Küfers Joh.Becker. Die Gemeinde kaufte das Haus nebst Garten für 4200 Mark. Die Umbaukosten betrugen 3000 Mark. Maurermeister Adol zu Frankenberg führte den Umbau aus.

Im Jahr 1887 wurde die Scheune gebaut durch Maurermeister Happel zu Geismar. Im Mai 1910 wurde eine Hälfte des Hofes vor der Scheune gepflastert durch Maurermeister Armand, hier.

Im Jahre 1912/13 wurde die hiesige Wasserleitung gebaut. Deshalb war der sogenannte Schulbrunnen oder Majorsbrunnen wertlos geworden. Er wurde am 6. Mai 1914 von den Wasserberechtigten, außer der Schule, zugeworfen, weil das Gehäuse erneuert werden mußte.

Am 1. Dezember 1925 erhielt die Schule einen neuen Ofen von der Friedrichshütte bei Laasphe – Petring Ofen, 150 Mark.

In den Herbstferien 1927 wurde der Fußboden des Schulsaales mit staubfreiem Fußboden – Öl gestrichen.

Am 1. März 1927 kamen die neuen Schulbänke an. Dieselben waren von Martin Dickhaut – Homberg Bezirk Cassel. Preis 1350 Mark – einen Kartenständer gratis.

Am 27. Oktober 1888 erhielt die Schule das Bildnis des regierenden Kaisers Wilhelm II. Im Mai 1891 schaffte die Gemeinde die Bilder von Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich an. Im Mai 1906 erhielt die Schule den Deutschen Kolonialatlas Inventar Nr. 40. Im Juni 1906 erhielt die Schule das Bildnis Kaiser Wilhelms II. (groß)

Am 19. Mai 1917 schlug der Blitz in das Schulgebäude ein, ohne jedoch zu zünden. Am 18. August (ohne Jahresangabe) wurde durch Maurermeister Wilhelm Armand, hier die Treppe vor dem Schulhaus neu gemacht.

Art der Schule

Die Schule zu Viermünden ist stets Halbtagsschule mit einem Lehrer gewesen. Gemäß dem Lehrplan, der von dem Oberschulinspektor Herrn Pfarrer und Metropolitan Menche zu Röddenau unterzeichnet ist, wurden 4 Jahrgänge vormittags und 4 Jahrgänge nachmittags unterrichtet.

Durch Verfügung Kgl. Regierung zu Cassel, Abteilung für Kirchen- und Schulsachen, ist bestimmt worden, daß die Unterstufe 2 Jahrgänge bilden, die an 4 Nachmittagen und an 2 Vormittagen je 2 Stunden Unterricht erhalten. Die Ober- und Mittelstufe bilden 6 Jahrgänge, die immer des Morgens Unterricht erhält.

Mit dem 1. Oktober 1919 fielen die Ostsschulinspektion und die nebenamtliche Kreisschulinspektion. Ostern 1926 legte die Handarbeitslehrerin Luise Straube ihr Amt nieder, nachdem sie den Unterricht 51 Jahre erteilt hatte.

Autor: Heinrich Battefeld